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SFB340, Teilprojekt C4

 

TITEL

SFB 340, Teilprojekt C4 Entwicklung eines prosodischen Moduls für die Diskursrepräsentationstheorie

MITARBEITER

Prof. Dr. G. Dogil (Leiter)
Jörg Mayer
Stefan Rapp

LAUFZEIT

01.03.1995 bis 31.12.1997

ZIELSETZUNG

Das Ziel des Teilprojekts C4 ist es, ein prosodisches Modul für die Diskursrepräsentationstheorie (DRT) zu entwickeln. Die Ergänzung der DRT als dynamischer Theorie der Bedeutung um eine prosodische Komponente ist besonders sinnvoll und naheliegend, ist doch die Prosodie das Hauptausdrucksmittel der Sprachdynamik. Viele Ansätze schreiben der Prosodie intuitiv eine wichtige Rolle bei der Interpretation von Diskursen zu. In diesem Projekt soll diese Problemstellung empirisch untersucht werden.

In einem ersten Schritt sollen hierzu geeignete Diskurse mit eindeutig co-referentiellen Aspekten (z.B. satzübergreifende Anaphern, Updating von semantischen Informationen) aufgezeichnet und mit prosodischen Labeln versehen werden. Die prosodisch gelabelten Strukturen werden dann mit den entsprechenden Diskursrepräsentationsstrukturen (DRSen) in eine formale Verbindung gebracht.

In diesem Rahmen soll ein (halb-) automatischer Labeller für eine computerunterstützte Signal-Symbol-Zuordnung entwickelt werden. Dadurch wird die Erstellung einer größeren Datenbasis von prosodisch gelabelten Diskursen ermöglicht, die die Grundlage weiterer experimenteller Untersuchungen bilden wird.

Bei den experimentell-phonetischen Untersuchungen sollen die einzelnen prosodischen Parameter (Grundfrequenz, Pausensetzung, Koartikulation, Stimmqualität) in den aufgezeichneten Diskursen systematisch variiert und editiert werden. Nach einer Resynthese werden die modifizierten Diskurse in mehreren Versuchsreihen durch Versuchspersonen beurteilt.

Diese Experimente beziehen sich auf die semantischen Aspekte der von der DRT erzeugten DRSen. Mit empirischen Methoden werden Zusammenhänge und Entsprechungen zwischen den Aspekten der Sprachdynamik, die mit der Prosodie gleichgesetzt werden kann, und den Aspekten der dynamischen Diskursrepräsentation ermittelt werden.

STAND DER FORSCHUNG

In der Literatur werden unter anderem die folgenden Beziehungen zwischen Prosodie und Diskurssemantik berichtet:

  • Prosodische Information erleichtert die Disambiguierung von potentiell ambigen Äußerungen
  • Prosodische Faktoren beeinflussen Referenzen
  • Prosodie kann indirekte Sprechakte signalisieren
  • Prosodie wird herangezogen, um den Informationsgehalt einer Äußerung zu kennzeichnen (given/new, topic/comment, focus/presupposition)
  • Prosodie signalisiert die Einstellung des Sprechers zu den geäußerten Inhalten (zum Beispiel Aspekt- oder Themenwechsel, Verifikation)
  • Prosodie steuert den Informationsfluss im Diskurs

EIGENE VORARBEITEN

Die Theorie der Diskurssemantik wurde hier am Institut von Prof. Dr. Hans Kamp entwickelt. Sie stellt einen Forschungsschwerpunkt des IMS dar. Im Rahmen des SFB 340 werden weitere Schnittstellen zwischen DRT und anderen Bereichen der Linguistik mitentwickelt (Teilprojekte C1, C3).

Die im Projekt verwendete Theorie der Prosodie beruht auf Erkenntnissen der nicht-linearen Theorie der Phonologie, an deren Entwicklung der Projektleiter seit ihren Anfängen mitbeteiligt war. Die Frage nach den phonetischen Korrelaten der prosodischen Merkmale - eine Voraussetzung für automatische Labellingverfahren - wurde von den Projektmitarbeitern in den letzten Jahren unter verschiedenen Aspekten bearbeitet.

Neben diesen theoretischen Vorarbeiten wurden am Lehrstuhl für Experimentelle Phonetik einige Software-Werkzeuge entwickelt und in ESPS/waves integriert, die für die praktische Durchführung des Projektes relevant sind:

  • Transkriptionssystem für die Beschreibung der deutschen Intonation (basierend auf ToBI)
  • Resynthese Tools zur Manipulation von prosodischen Parametern
  • Fortgeschrittenes Signalanalyseverfahren (Wigner Distribution Analysis)

FORTSCHRITTE 95/96

  • Entwicklung eines automatischen Segmentiersystems (erzeugt Labelfiles mit Phonem-, Silben- und Wortgrenzen)
  • Aufbau eines Korpus gelesener Sprachdaten (Aufnahmen, autom. Segmentieren und manuelles prosodisches Labelling)
  • Anfertigung von Testitems und Durchführung eines Vorexperiments zur prosodischen Disambiguierung von Diskursen
  • Vorarbeiten zur Erweiterung des zugrundeliegenden prosodischen Modells; Entwicklung relevanter Kategorien zur Beschreibung prosodischer Korrelate von globalen Diskursrelationen

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